Die Zwingburg

Gebrochen ist der alte Twing,
Ringsum ergrünt sein Mauerring,
Der Eppich schwankt im Fenster,
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Versunken in der Erde Schoß
Tief unter das besonnte Moos
Sind Ritter und Gespenster.
Wo durch das tiefgewölbte Tor
Die zorn'ge Fehde schritt hervor
Und ließ die Hörner schmettern,
Da hat sich, duftig eingeengt,
Ein Zicklein ans Gesträuch gehängt
Und nascht von jungen Blättern.
Wo wildverträumt Frau Minne stund,
Zerrann auf blauem Himmelsgrund
Der kecke Bau des Erkers;
Wo im Verlies der Haß gegrollt,
Ist in das weiche Gras gerollt
Ein Quaderstein des Kerkers.
Und wo den Teich vom Hügelhang
Herab die trotz'ge Feste zwang
Ein finster Bild zu spiegeln,
Da rudert, von der Flut benetzt,
Der Burg zerstörtes Wappen jetzt:
Ein Schwan mit Silberflügeln.
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TextGrid Repository (2012). Meyer, Conrad Ferdinand. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1892). 3. In den Bergen. Die Zwingburg. Die Zwingburg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3428-3