Die Krypte

Baut, junge Meister, bauet hell und weit
Der Macht, dem Mut, der Tat, der Gunst der Stunde,
Der Dinge wahr und tief geschöpfter Kunde,
Dem ganzen Genienkreis der neuen Zeit!
Des Lebens unerschöpften Kräften weiht
Die freud'ge, lichtdurchflutete Rotunde –
Baut auch die Krypte drunter, wo das wunde
Gemüt sich flüchten darf in Einsamkeit:
[181]
Vergeßt die Krypte nicht! Dort soll sich neigen
Das heil'ge Haupt, das Dornen scharf umwinden!
Ich glaube: Ein'ge werden niedersteigen.
Dort unten werden ein'ge Trost empfinden.
Wir mögen, wenn die Leiden uns umnachten,
Nicht Glück noch Ruhm, nur größern Schmerz betrachten.
[182]

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TextGrid Repository (2012). Meyer, Conrad Ferdinand. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1892). 7. Frech und Fromm. Die Krypte. Die Krypte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3496-9