Kaiser Sigmunds Ende

»Licht und lauter Bläue! Recht ein Wandertag!
Weit hinaus ins Freie! Weg aus diesem Prag!
Holt mir eine Sänfte, macht es mir zu Dank:
Vorn ein Rößlein, hinten eins, und beide blank!
Fröhlich will ich fahren tief ins Abendrot,
Sei mein schlanker Läufer, spring, Gevatter Tod!
Trabe, Läufer, trabe! Flugs bestelle mir
Ein geruhig Bettlein und das Nachtquartier!«
Durch die Gassen ging es, wo die Menge stand,
Statt des Purpurs trug er schlichtes Reis'gewand,
Von dem Lorbeerzweige das Gelock umlaubt,
Nickt' ins Volk er freundlich, zitternd mit dem Haupt.
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Als er vor dem Tore blaches Feld gewann,
Pries er Erd und Himmel: »O ich sel'ger Mann!
Herden seh ich gerne, auch den Pflüger gern:
Sei gesegnet, Nähe! Sei gesegnet, Fern!«
Wie die wandermüde Sonne niedersank,
Öffnet' er die Lippen als zum Abendtrank,
Dann ist er entschlummert in der dunkeln Flur,
Drauf mit weißen Rößlein seine Sänfte fuhr.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Meyer, Conrad Ferdinand. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1892). 7. Frech und Fromm. Kaiser Sigmunds Ende. Kaiser Sigmunds Ende. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3497-7