Gespenster

Am Horizonte glomm des Abends Feuer;
Ich stieg, indes die Purpurglut verblich,
Zum Römerturm empor und lehnte mich
Randüber auf das dunkelnde Gemäuer –
Und sah, wie sich am Hange, scheu und scheuer,
Die Beerenleserin vorüberschlich.
Das arme Weibchen drückt' und duckte sich
Und schlug ein Kreuz: ihr war es nicht geheuer...
Mich flog ein Lächeln an. Im Eppich neben
Der Brüstung flüstert's: »Freund, in deinem Leben
Ist auch ein Ort, wo die Gespenster schweben!
Führt dich Erinnrung dem zerstörten Ort
Vorbei, du huschest noch geschwinder fort,
Als das von Grauen gepackte Weibchen dort.«

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Meyer, Conrad Ferdinand. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1892). 3. In den Bergen. Gespenster. Gespenster. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-356D-0