Elegie auf einen Taubenschlag
Im Oktober 1772.
Ah Verwüstung! überall umher,
Liegen sie in Todesschlaf versunken,
Meine Täubchen! keines atmet mehr,
Und der Marder hat ihr Blut getrunken.
Das geliebte Ringeltäubchen hier
Hatt' ich mit so vieler Müh' erzogen,
Und wenn ich ihm winkte, kam es mir
Freundlich auf die Schultern hergeflogen.
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Ach, entfiedert und entstellt vom Tod,
Liegt mein liebes silberweißes Täubchen,
An den Füßchen trug es hohes Rot,
Auf dem Kopf ein mondgeformtes Häubchen;
Ihm zur Seiten liegt das Männchen da
Mit dem glatten aschengrauen Köpfchen,
Alle Regenbogenfarben sah
Man im Sonnenstrahl an seinem Kröpfchen.
Ach, und Damons Täubchen! – Gestern kam
Es so freundlich zu mir hergeflogen,
Als die Eifersucht mit düsterm Gram
Meine Stirn' und Wangen überzogen! –
Grausam jagt' ich es hinweg, weil ich
Zornig war auf den, der es mir schenkte.
O vergieb mir, Täubchen, daß ich dich,
So wie meinen guten Schäfer kränkte!
Um Verzeihung flehen will ich ihn,
Alle meine Fehler ihm bekennen,
Seine Hand an meine Lippen ziehn,
Meinen lieben, trauten Freund ihn nennen!
Wenn er dann noch grausam bleibt, will ich
Ihm das liebe, tote Täubchen zeigen;
Weinen wird er, küssen wird er mich,
Und vor Bangigkeit und Wehmut schweigen.
Dort im Hain begraben wir dich dann,
Mitleidsthränen sollen dich benetzen,
Maßlieb, Tausendschön und Thymian
Wollen wir um deinen Hügel setzen.
Jeden stillen Sommertag, wenn wir
In der Dämmerung einander küssen,
Sollen, liebes, trautes Täubchen, dir
Heiße Thränen uns vom Auge fließen.