[91] Genug oft

Genug oft, daß zwei Menschen sich berühren,
– nicht leiblich, geistig nur – daß sie sich»sehn«,
daß sie sich einmal gegenüberstehn –
um sich danach vielleicht auf immer zu verlieren.
Genug oft, daß ein Lächeln Zweier Seelen
vermählt – oh nicht vermählt! nur dies: sie führt,
so vor einander schweigend und erschüttert,
daß ihnen alle Wort' und Wünsche fehlen,
und jede, unaussprechlich angerührt,
nur tief vom Zittern der verwandten zittert.

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TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Gedichte. Melencolia. 9.. Genug oft. Genug oft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3A72-F