[85] Die Brücke
Einem Bildhauer der Zukunft
Bis an die Kniee stehn im Strom
die beiden Riesen Kraft und Maß:
Auf ihren breiten Nacken ruht
der Brücke stählernes Gebälk.
Beine breit in Grund gestemmt,
Hände auf des andern Schulter,
Stirn an Stirne fest gepreßt,
stehn sie da und schaun hinunter.
Da flieht die Welle ruhlos hin,
und weiße Segel ziehn einher,
und dunkle Schlote wölken Rauch,
und Schollen türmt des Winters Frost.
Aber unbewegten Blicks
stehn die muskelfrohen Hünen;
leis nur zuckt des Einen Leib
stampft es droben donnernd drüber.
Der andre aber preßt die Stirn
nur fester, fester nur die Faust:
Er kennt des Bruders trotzig Herz,
das tief im Kern die Menschheit haßt.