[62] Der Sturm

»Bis an die Knöchel
steh ich
im tiefen See.
Den Horizont hinab,
wo mir Gebirge
die grauen Rachen –
entgegensperren,
greif' ich
und ziehe
aus ihren Schlünden
die zähen Schleimschleier
unendlicher Nebel.
Und ich halte sie in die Sonne,
die euch scheidet,
mir noch im Mittag steht:
Das glüht, das leuchtet!
Das gefällt euch!
Und ich schlag' das Gewölk
wie Schaum
mit der flachen Hand,
und wirbl' es
und ball' es
und kraus' es
und zaus' es –
heißah halloh!
[63]
Und ich pust' es
auf eure Dörfer
und hebe die Füße
aus eurem tiefen See
und laufe
Mutter Sonne davon,
heißah,
unter die purpurnen Sterne!«

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TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Gedichte. Auf vielen Wegen. Vier Elementarphantasien. Der Sturm. Der Sturm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4029-2