Testament

Nein, ich will nicht eher zu Grabe,
eh ich nicht auch die letzten Sprossen
irdischen Glückes erstiegen habe,
eh ich das Leben nicht ganz genossen;
eh ich nicht alle Frauen umschlungen,
die mich durch meine Träume begleiten,
eh ich nicht alle Lieder gesungen,
die sich in meinem Herzen bereiten;
eh ich nicht alle Werke gestaltet,
die sich dem schaffenden Geist entbinden,
eh ich der Führerpflicht nicht gewaltet,
daß die Menschen ihr Wegziel finden;
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eh ich nicht fröhliche Augen sehe,
die von Erhebung und Stolz verjüngt sind,
eh ich nicht über Äcker gehe,
die statt mit Tränen mit Freude gedüngt sind.
Nimmt der Erlöser dann und Vernichter
von meinen Tagen die lastenden Ketten,
sollt ihr den seligsten Menschen und Dichter
tief in befreites Erdreich betten.

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TextGrid Repository (2012). Mühsam, Erich. Lyrik und Prosa. Sammlung 1898-1928. Erster Teil: Verse. Gleichnisse. Testament. Testament. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4427-8