[112] Hybris

Ihr Herrn der Welt, preist nicht zu laut
das Werk eurer raffenden Fäuste.
Noch ist das Blutgefäll nicht gestaut,
das eure Gier entschleußte;
das ihr aus dem Leibe des Volkes speist,
bereit, ihn leer zu laugen
von allem Saft, der das Herz noch umkreist
und das Hirn belebt und die Augen.
Ihr Herrn der Welt! Wer noch atmet und fühlt,
der haßt auch noch unter Schlägen,
haßt noch, wenn sein Blut in den Pressen spült,
die euch den Wucherzins prägen.
Denkt an den Krieg, da der Haß sich ermannt,
da der Welthaß euch gellt in den Ohren; –
und ob ihr auch alle Schlachten gewannt,
der Krieg – der Krieg ging verloren.
Ihr Herrn der Welt, preist nicht zu laut
den Sieg eurer Peitschen und Riemen.
Ihr sätet Haß in des Volkes Haut,
und Rache wächst aus den Striemen!
Das Blut, das euch die Schwungräder schmiert –
die Rache läßt es gerinnen –
und das Volk, ob es alle Schlachten verliert,
den Krieg – den Krieg wird's gewinnen!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Mühsam, Erich. Lyrik und Prosa. Sammlung 1898-1928. Erster Teil: Verse. Fanale. Hybris. Hybris. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4543-F