Der Glockenturm

Aus roten Dächern ragend strebt
der Kirchturm in den hellen Tag.
Von dunklem Erz die Glocke schwebt
in seinem steinernen Verschlag.
Und neben ihr hängt im Gestühl
ein Tau, vom Winde leis geschwenkt.
Kein Blick klimmt hoch und kein Gefühl.
Kein Mensch geht unten, welcher denkt,
daß dieses Tau in dem Gerüst,
von einer mutigen Menschenhand
geschlagen an der Glocke Rand,
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das Volk zu Taten wecken müßt. –
Da starren sie, gelangweilt, kühl:
das Tau, die Glocke und der Turm.
Mein Sehnen nur steigt ins Gestühl
und läutet Sturm.
Und läutet, bis der Glöckner stumm
den Weg sich zum Gerüste bahnt
und alles gläubige Publikum
zum friedlichen Gebete mahnt.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Mühsam, Erich. Lyrik und Prosa. Sammlung 1898-1928. Erster Teil: Verse. Gleichnisse. Der Glockenturm. Der Glockenturm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4569-E