Rechtfertigung

Ich hab euch wenig schmachtende Psalmen gesungen,
noch predigt ich euch wie der Pfarrer im frommen Vereine,
Genossen der Arbeit!
Doch ist euch mein Lied durch die Haut in die Seelen gedrungen,
dann tat ich das Meine.
Mein Sang tönt nicht nach letzter ästhetischer Mode.
Nie hat er die Reime von Herzen und Schmerzen vermieden,
Genossen des Schicksals!
Doch siedet er euch das Blut auf dem Marsche zum Tode,
so bin ich zufrieden.
[125] Virtuosen und Troubadoure laßt lispelnd schalmeien.
Ich weiß es: euch flattert kein Haar bei dem sanften Geraune,
Genossen der Kampfstatt!
Ihr lauscht auf den Schall, der euch weckt, die Welt zu befreien;
drum blas ich Posaune.
Wirft mich literarischer Troß zum rostigen Eisen –
ich hab euch entflammt, und so trotz ich der kritischen Säure,
Genossen der Zukunft!
Ihr Jugend! Ihr Jüngsten! Euch blas ich zum Sturme die Weise –
so bleib ich der Eure!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Mühsam, Erich. Lyrik und Prosa. Sammlung 1898-1928. Erster Teil: Verse. Fanale. Rechtfertigung. Rechtfertigung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-456B-A