Klage

Wir haben den Frieden erstrebt und gewollt.
Da ist der Krieg in die Welt gerollt.
Und der Brand hat gezehrt, und der Tod hat gesenst,
und der gütige Gott ward zum Haßgespenst. Wehe!
Wir boten den Menschen Glück und Vernunft.
Der Habgier gaben sie Unterkunft.
Sie trauten des Neides unheiliger Schrift.
Neid goß ihnen Kugeln, Neid mischt ihnen Gift. Wehe!
Wir sangen den Völkern ein Freiheitslied.
Sie traten für ihre Beherrscher ins Glied.
Sie kämpften für ihrer Beherrscher Macht
und wähnten sich ihrer Kinder Wacht. Wehe!
Wir haben gerufen und haben gewarnt.
Das Grausen wankte heran, getarnt,
es schlug sich den Mantel um Kopf und Kinn
und schlug ihn den Menschen um Blick und Sinn. Wehe!
[107]
Wir haben dem grinsenden Grausen gewehrt.
Sie gaben ihm Hand und Herz und Schwert.
Das Grausen führte dem Schwert die Hand.
Millionen Leiber zuckten im Sand. Wehe!
Wir schrein unser Wehe! in Kampf und Pein.
Die Erde wird Grab und Asche sein.
Drei Herrinnen recken die Arme frei:
die Habgier, die Mordlust, die Sklaverei ... Wehe!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Mühsam, Erich. Lyrik und Prosa. Sammlung 1898-1928. Erster Teil: Verse. Krieg. Klage. Klage. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-45A1-E