Der Torbogen

Dunkel und schwer quer über die Gasse
wölbt sich ein Bogen von Dach zu Dach,
stützt mit den Schultern die bröcklige Masse
bresthafter Häuser aus Mörtel und Fach.
Schwarz aus des Fensters gespenstischen Gittern
glotzt von des Torbogens Stirne die Nacht,
wirft mit Schatten, die züngelnd zittern,
höhnt den furchtsamen Wind und lacht;
knetet aus Finsternis grinsende Fratzen,
stößt sie den Menschen zum Schornstein hinein,
daß sie sich lagern auf ihre Matratzen
und sich umfassen mit kaltem Gebein.
Mann und Weib flüchten näher zusammen,
bannen die Angst in verzweifeltem Kuß ...
Kinder werden von ihnen stammen,
die der Torbogen hüten muß.

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TextGrid Repository (2012). Mühsam, Erich. Lyrik und Prosa. Sammlung 1898-1928. Erster Teil: Verse. Gleichnisse. Der Torbogen. Der Torbogen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-45D1-2