392. Flämmchen im Wasser.
Fischer erzählen, daß sich oft an einer Brücke inRendsburg ein Wimmern im Wasser hören lasse, wie das eines kleinen Kindes. Zuweilen auch schlagen da kleine Flämmchen auf, und immer sind das Zeichen, daß einer umkommen wird. Die Eider ist überhaupt ein böses Wasser; jedes Jahr fordert sie ihr Opfer. Dasselbe nehmen sich alljährlich z.B. auch der Kieler Hafen und vor allen der Plöner See.
Am südlichen Ende des Ratzeburger Sees nahe bei der alten Burg Vorhau liegt der Düwelsdiek. Da ist es nicht geheuer; er ist unergründlich. Geister hausen darin und ziehen Vorübergehende hinein. Man sieht da oft auch jene Lichter.
Solche kleine Flammen heißen auf Sylt Lickschnücken, auch wohl Lochtermaner. Ein Mann aus Tinnum sah eines Abends eine kleine Flamme aus dem südlichen Haff herauftauchen, bei Wadens, dem südlichen Ufer, ans Land steigen und sich darauf längs dem Tinnumer Damm und dem Tinnumer Kirchwege nach dem Keitumer Kirchhofe bewegen. Bald darauf kam ein Sylter bei Hörnum ums Leben und seine Leiche wurde auf demselben Wege heraufgebracht.
[262] Das Lauffeuer zeigte sich auf Helgoland gewöhnlich am Rande des Felsens, oft auch an Misthaufen oder bei der großen Wassergosse an der Nordseite am Abhange der Klippe. Hatte es sich blicken lassen, warnten Mütter ihre Kinder. Heute, wenn es von Zank und Streit zu Tätlichkeiten kommt, heißt es noch: »Diar hatt en Jal lippen.« (Da hat sich ein Lauffeuer gezeigt.) Es kündigte überhaupt Unglück an. Wenn auf der See jemand verunglücken sollte, so entstieg dem Meere ein schwarzes Ungeheuer, det bisterk Ding met Telliarogen, und lagerte sich vor der Treppe, ja ließ sich zu verschiedenen Zeiten selbst auf dem Oberlande bei Nacht sehen, in den Winkeln von Ställen und Scheunen.
Mündlich. Herr Kandidat Arndt. Herr Hansen auf Sylt. Herr Heikens auf Helgoland. Vgl. Nr. 15. 378, 4. Kuhns Märk. Sagen Nr. 82. – »Wenn ein gefährliches Ungewitter entstehen will, so läßt sich zuvor am Strande vonHelgoland ein erbärmliches Heulen und jämmerliches Schreien aus der Erden hören, gleich als wenn ein Mensch in die größte Not versetzt wäre.« Laß, Helgoland S. 22.