341. Die drei Haare.

Eine Frau lag krank. Da trat ihr Mann ans Bett und sprach: »Was fehlt dir? Sage mir, was du wünschest; ich will alles tun.« »Wenn mir geholfen werden soll«, sagte die Frau, »so mußt du den Fuchs nehmen, der in unserm Stall steht und dich diese Nacht zwischen zwölf und eins darauf setzen und sprechen:


Fahre hin,

nach dem Blocksberg steht mein Sinn!


[231] und wenn du dahin kommst, so nimm drei Haare vom Kopfe einer alten schwarzen Frau, die zu dir kommen wird.« Der Mann schlug ein Kreuz und sprach: »Ich denke, du hast doch wohl nichts mit Hexen zu tun.« »Nein«, antwortete sie, »reite nur schnell aus, sonst sterbe ich.« Der Mann stieg in der Nacht auf den Fuchs und sagte:


Fahre hin,

nach dem Blocksberg steht mein Sinn!


Da sauste er durch die Luft und gleich ritt er den Blocksberg hinan. Da kamen ihm viele Hexen entgegen, einige ritten auf Haspeln, andre auf Katzenschwänzen: zuletzt kam eine alte schwarze Hexe, die ging ganz krumm, hatte feuerrote Augen und einen Strohwisch zum Schwanz. Er ritt auf sie zu und wollte ihr die drei Haare ausreißen; aber sie widersetzte und wehrte sich sehr. Ach, dachte er, was soll ich viel Umstände machen! faßte seinen Stock, schlug die Alte tot und nahm, was er wollte. Als er seiner Frau nun das brachte, was sie gewünscht hatte und er erzählte, er habe die alte Hexe darum totschlagen müssen, schrie sie auf: »So hast du meine Großmutter totgeschlagen!« Darüber erschrak der Mann, daß seine Frau von Hexen herstammte; und er ging hin und verklagte sie. Nach einigen Tagen wurde sie verbrannt.


Aus Puttgarden auf Fehmarn.

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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Zweites Buch. 341. Die drei Haare. 341. Die drei Haare. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4A9E-E