525. Der Jungfernsee.

In der Marienhölzung bei Flensburg stand in ganz alten Zeiten ein Schloß, darin hauste ein wilder Ritter. Lange hatte er sein zügelloses Leben geführt, die Mädchen der Gegend wurden geraubt und geschändet und keine kehrte zu den Ihrigen zurück; da versank eines Nachts das Schloß mit allen, die darin waren; nur eine Kammermagd entkam und schenkte später die Hölzung an die Kirche. An die Stelle des Schlosses aber trat ein See; darin kann man Mittags, wenn nur die Sonne scheint, noch die Turmspitzen sehen, und man hat da auch mehrere Male Glockentöne [357] aus dem Wasser vernommen. Um Mitternacht aber tanzen die Jungfrauen, die einst entführt und entehrt wurden, in langen weißen Gewändern um das Ufer des Sees herum und dabei hört man sie mit klagender Stimme gar traurige Weisen singen.


Durch Herrn Tamsen in Tondern und Pastor Dr. Jensen in Gelting. – Harrys Sagen Niedersachs. I, 1. 2. Bechstein, Thüring. Sagen IV, 32. Grimm, Deutsche Sagen Nr. 61. Wolf, Deutsche Sagen Nr. 47. 48. – Vgl. unten Nr. 536.

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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Drittes Buch. 525. Der Jungfernsee. 525. Der Jungfernsee. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4BAA-C