Jägerlied

Auf, rüstige Knaben,
Eh' Lucifer sinkt!
Auroren nun haben
Die Stunden gewinkt!
Schon blasen bei Netzen
Die Jäger im Wald,
Zum Treiben und Hetzen
Das Echo erschallt!
Nach sausen die Lanzen
Dem Wilde durch's Tal!
Am Abend, da tanzen
Wir lustig ums Mahl.
Selbst Amor, der kleine,
Jauchzt mit ins Geschrei
Und treibet uns feine
Brünetten herbei.
Tallara! Taltara!
Das Jagdhorn erschallt!
Taltara! Tallara!
Der Dogen Laut hallt!
Auf Rossen wir eilen
Gleich Stürmen dahin,
Bepflanzen mit Pfeilen
Den Eber im Fliehn!
Tallara! Taltara!
Vom schäumenden Quell,
Taltara! Tallara!
Stürzt mutig Gebell!
Gebt, Jäger, die Spornen!
Auf, Hunde, hieher!
Schon wälzt sich durch Dornen
Der zornige Bär!
Diana hält innen
Die Drachen und blickt
Von wolkigen Zinnen,
In Jagdlust entzückt;
Und läßt nun am Himmel
Den Mondlauf verkürzt,
Und spornet den Schimmel,
Als Jüngling geschürzt.
Wie lechzen die mutigen
Doggen! Wie eilt's
Dort über die blutigen
Klippen! Wie heult's!
Ha! Cynthiens mächtiger
Ruf in den Klang:
Dem Bären dem prächtiger
Sterbegesang!
[73]
Tallara! Taltara!
Juch, lieblich Getön
Taltara! Tallara!
Von blühenden Höhn!
Ei, seht doch, wie bieder
Jagt Amor, der Mann!
Ihm treiben die Brüder
Die Mädchen voran!
Schnell gibt er ein Küßchen
Der jüngsten, hihi!
Entblößet ihr Füßchen
Und wächsernes Knie.
Sie hören ihn lachen
Und schreien: ei, ei!
Und lachen und jagen
Geschwinder vorbei!
Auf, munter, ihr Schützen,
Zum sprudelnden Quell!
Wir schmücken die Mützen
Mit Eichenlaub hell!
Vorbei ist das Jagen!
Dort reiten sie her,
Und führen auf Wagen
Den Eber und Bär!
Auf Rasen nun nieder!
Herr Bacchus schenkt ein,
Und salbet die Glieder
Mit rheinischem Wein!
Laßt Hörner ertönen
Dianen allein!
Ertönen den Schönen
Die Gläser voll Wein!
Schon tanzen, ihr Brüder,
Dort Mädchen in Reihn;
Sie locken durch Lieder
Uns, kühner zu sein.
Sie lachen und scherzen,
Um Amor, das Kind,
Und küssen und herzen
Den Flatterer blind.
Die Lanzen bei Seite,
Ihr Jäger, und springt
Und fröhnet der Freude
Bis Hesper euch winkt!
Dann schlummert auf Rosen
Und Lilien ein,
Und träumet von Kosen,
Von Küssen und Wein!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller, Friedrich (Maler Müller). Gedichte. Gedichte. Jägerlied. Jägerlied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5097-7