Ewige Erkenntnis

Da kamst du, totes Mütterlein,
und sahst mich an mit Liebesblick
und legtest zärtlich deinen Arm
um meine jugendstarke Brust, –
und von den lieben Lippen klang
der Jubelschrei:
O Gott, wie die Glückseligkeit
dem Kinde in den Augen glüht!
Und alles Leid, das zwischen uns
die Berge von Gilboa hob,
zerrann wie Tau im Morgenschein.
Nun siehst du, totes Mütterlein,
wie heilig deines Kindes Glück:
so weltenweit, so himmelhoch,
daß es aus Edens Gärten dich
hinab ins Tal der Schmerzen zog, –
daß dir, die Gottes Angesicht
und aller Himmel Glorien sah,
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in deines Kindes Augen erst
der ewigen Erkenntnis Blick
Vollendung ward der Seligkeit . . .
Nun schlafe, totes Mütterlein!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. Gedichte. Gedichte. Sturmlieder vom Meer. Ewige Erkenntnis. Ewige Erkenntnis. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-52A7-A