Wein, der Lebensbalsam

An dem Strand des grünen Nils,
In dem Reich des Krokodils,
Ließen Männer einst und Weiber
Salben ihre todten Leiber
Mit des Balsams edlem Duft
Für die enge, finstre Gruft.
Ach, was hilft es ihnen doch,
Stehen ihre Leiber noch
Hart und steif in Felsenkammern?
Muß uns nicht der Balsam jammern,
Den man ohne Nutz und Noth
Hat versalbet an dem Tod?
Ich hab' einen andern Sinn:
Weil ich noch lebendig bin,
Will ich meinem Leibe geben
Balsam von der Frucht der Reben,
Der ihn auf der Oberwelt
Frisch und stark und fest erhält.
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Schenket mir vom besten Wein
In den größten Becher ein!
Balsam, wolle du bewahren
Auch noch unter weißen Haaren
Unsre Stirnen glatt und blank,
Unsre Herzen froh und frank!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Gedichte. Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten 2. Tafellieder für Liedertafeln. Wein, der Lebensbalsam. Wein, der Lebensbalsam. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5707-A