Wilhelm Müller
Lyrische Reisen und epigrammatische Spaziergänge
1827

[235] [237]Seinem Freunde Alexander Baron von Simolin zum 24sten Junius 1827

der Verfasser


An der Seine lauten Wogen
Suchen meine Lieder dich,
Und den Liedern nachgezogen
Fühlt des Dichters Seele sich.
Einmal hab' ich dich gefunden,
Einmal hab' ich dich erkannt,
Und nun bleiben wir verbunden,
Bruder, über Zeit und Land.
Keine Trennung kann uns scheiden,
Unser Herz ist unsre Welt,
Wo in Freuden, wie in Leiden,
Einer an dem andern hält.
O wie kurz ist unsre Reise,
Lieder, an des Freundes Brust!
Und es tönt aus eurer Weise
Ihm wie eigne Qual und Lust.
Und ihr tragt auf euren Klängen
Wieder mir den Freund zurück,
Und erblühend aus Gesängen
Steht verjüngt das alte Glück.
Sieh, zu einem Hochaltare
Weihet sich mein kleiner Herd,
Wo das Schöne, Gute, Wahre
Unser stilles Opfer ehrt.
Mag er vor der Pforte toben
Draußen, der gemeine Chor:
Über seinen Staub erhoben
Trägt ein Gott uns leicht empor.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Seinem Freunde Alexander Baron von Simolin. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-582C-0