Der neue Demagoge

Euch, ihr edlen deutschen Reben,
Sei mein Lied geweiht!
Sing' ein Andrer von den Helden
Dieser lieben Zeit.
Fehlen mir auf ihre Namen
Reime zum Gedicht,
Und zum Ungereimten brauchen
Sie den Dichter nicht.
Hab' mich in dem Geist der Zeiten
Auch einmal berauscht;
Hab' den Rausch nun ausgeschlafen
Und den Trank vertauscht.
Deutsch und frei und stark und lauter
In dem deutschen Land
Ist der Wein allein geblieben
An des Rheines Strand.
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Und er läßt die deutsche Tugend,
Läßt den deutschen Muth
Frank und frei im Glase sprudeln,
Und man heißt es gut.
Und er zieht durch Deutschlands Gauen,
Predigt deutschen Geist,
Wenn durch froher Männer Runde
Er im Becher kreist.
Landsmann! grüßt ihn mit Entzücken
Jeder deutsche Mund,
Und er hält in alter Treue
Seinen deutschen Bund.
Frägt nicht nach der Herren Wechsel,
Nach der Seelen Tausch,
Kennt nur eine deutsche Erde,
Einen deutschen Rausch.
Ist der nicht ein Demagoge,
Wer soll einer sein?
Mainz, du heil'ge Bundesfeste,
Sperr' ihn nur nicht ein!

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TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Gedichte. Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten 2. Tafellieder für Liedertafeln. Der neue Demagoge. Der neue Demagoge. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5A4E-E