Der Feuerstein

Die Kreid' an Jasmunds Küste
Ist nicht so weich und weiß,
Wie deine Haut, o Mädchen,
Du aller Mädchen Preis.
Und deine Wangen glühen,
Wie wenn der Morgenschein
Mit seinen rothen Strahlen
Bemahlt den bleichen Stein.
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Es lag an Jasmunds Küste
Ein schönes Kreidestück.
Ich nahm's in meinen Nachen
Und ruderte zurück.
Und als ich kam nach Hause
Und sah die Ladung an,
Da dacht' ich dein, o Mädchen,
Und war ein froher Mann.
Ich wollt's bei Seite legen,
Da brach's in meiner Hand.
Ei Gott behüt', o Mädchen!
Hält so die Liebe Stand?
Und in der weißen Schale
Da lag ein Feuerstein,
Ein scharfer, harter, schwarzer –
Das soll kein Herz doch sein?
Die bösen Zungen sagen
Dir vieles Böse nach,
Drum frag' ich keine Seele,
Was das bedeuten mag.
Und sperr' ich bösen Zungen
Die Ohren und das Haus,
Will ich den Stein auch werfen
Zum Fenster gleich hinaus.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Gedichte. Lyrische Reisen und epigrammatische Spaziergänge. Muscheln von der Insel Rügen. Der Feuerstein. Der Feuerstein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5B36-9