[229] 39. Am 2. Sontage nach Trinitatis

1. Johan. 3.

Auff den 96. Psalm

Singt ein neues Lied dem Herren.


Ihr dürffet euch gar nicht betrüben
Weil wir das Thun der Welt nicht üben,
Daß euch die Welt auch hast und krenckt;
Das Leben wird uns jetzt geschenckt,
Weil wir die Brüder wollen lieben.
Wer nicht will nach dem Bruder fragen,
Der pflegt ihn selber zu erschlagen;
Nun sieht ein Mörder ewig nicht
Deß andern Lebens schönes Liecht,
Darff keine Himmels-Hoffnung tragen.
Ließ doch der Herren Herr auch eben
Für uns dahin sein eygnes Leben;
So sollen nun ingleichen wir
Das unsrig' auch gedultig hier
Für unsre liebste Brüder geben.
Hat jemand alles Gut der Erden
Und sieht den Bruder in Beschwerden,
Kennt, daß ihm Trost von nöthen thu
Und schleust doch Hand und Hertze zu,
Wie will ihm Gottes Liebe werden?
O Kinder, wann ich euch soll rathen,
So haßt der Liebe falschen Schaten,
Liebt nicht mit Worten nur allein,
Laßt eure Liebe scheinbar seyn,
Durch wahren Mund und rechte Thaten.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Opitz, Martin. Gedichte. Geistliche Dichtungen. Die Episteln der Sontage und fürnembsten Fest deß gantzen Jahrs. 39. Am 2. Sontage nach Trinitatis. 39. Am 2. Sontage nach Trinitatis. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-62DB-4