Auff den 89. Psalm
Ich will deß Herren Gnad lobsingen ewiglich.
Als durch das schöne Liecht der Sonnen ward gebracht
Der Pfingsten grosser Tag, kam eines Sturmes Macht
Hoch auß den Wolcken her mit einem grossen Sausen,
Das Hauß, das gantze Hauß ward zitternd von dem Prausen,
In dem der Jünger Volck, die außerwehlten Scharen,
In Hoffnung, in Gedult und Trost beysammen waren.
[227]Der Ort war lauter Glantz, voll Geistes ward das Hauß,
Und ihre Zunge sah als Feuerflammen auß,
Er goß sich selbst in sie, ihr Hertze ward gezwungen
Zu melden Gottes Wort mit frembder Völcker Zungen,
Mit Sprachen vieler Art, die sie kein Buch gelehret
Und die ihr Ohr auch noch vor diesem nie gehöret:
Das grosse Solyma, das Volck, so dieser Zeit
Auß aller Welt da war versamblet weit und breit,
Lieff gantz bestürtzt herzu und fund an einem Orte
Der weiten Erden Sprach' und aller Länder Worte.
Was ist es? sagten sie, wir hören ja mit Ohren
Ein jeder seine Sprach', in der er ist geboren.
Wir Parthyeer Volck, wir vom Hyrcaner Meer,
Auß dir, o Medien, und wir vom Tigris her,
Wir Cappadocier, wir Bürger in Judeen,
Im Pont, in Asien, wir von Olympus Höhen,
Beym engen Hellespont, wir im Pamphylier Lande
Und wir Egyptier vom feisten Nilusstrande;
Wir wohnen, Lybien, umb deinen heissen Sand,
Uns hast, Cyrene, du geschickt, du Pferdeland,
Uns Rom, die Frau der Welt, wir sind auß Creta kommen,
Wir auß Arabien, noch werden wir vernommen.
Wir sehn und können nun die Thaten Gottes hören,
Vom Galileer Volck' in unsern Sprachen lehren.
Diß Werck verwirte sie und nam die Hertzen ein:
Viel trieben Spot darauß und legten auff den Wein
Der frembden Sprachen Schuld. Deß süssen Weines Gaben
War aber Himmelstranck, den sie empfangen haben
Von dem, der Seel' und Leib versorgt mit allen Sachen,
Der Geist auß blosser Welt, auß Wasser Wein kan machen.