2. Erntetage
Verblüht ist längst so Korn als Wein!
Der Aehren golden Glänzen
Lädt schon der Schnitter Scharen ein
Zu frohen Erntetänzen.
Zur Arbeit, wie zur Freude ruft
Der Sommer allerwegen,
Und Vogelsang und Blumenduft
Verschönen seinen Segen.
Bald aber streift ein kühler Wind
Ob leeren Stoppelfeldern,
Die Vöglein still geworden sind
In Büschen und in Wäldern.
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Die Traube nur noch glüht und schwillt
Langsam im Rebengarten,
Es läßt des Herbstes schönstes Bild
Gern lange sich erwarten.
Wer möchte tadeln sie darum?
Ist erst auch sie genommen,
Dann wird es einsam um und um,
Dann droht des Winters Kommen.
Dann sind die Vöglein all' verjagt,
Die Schwalben fortgeflogen,
Des Laubes Fallen traurig klagt,
Von Rot und Gold durchzogen.
Drum segnen wir die letzte Frucht
Als köstlichste von allen,
Von sonn'ger Höhe bis zur Schlucht
Ihr Dankeslieder schallen.
Ob's »Herbsten« heißt im Volkesmund,
Ob »es wird Wein gelesen«,
Es thut sich allwärts jauchzend kund
Ein frisch und fröhlich Wesen.
Und weithin durch die Lüfte dröhnt's
Aus Flinten und aus Böllern.
Anwortend glänzend noch verschönt's
Buntfeuer von den Söllern.
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Das ist die letzte Erntezeit –
Wenn Trauben Most geworden:
Dann hängt der Herbst sein buntes Kleid
Still an des Winters Pforten.
Doch Scheuern, Keller heimsten ein
Des Sommers höchste Gaben:
So sei gesegnet Korn und Wein,
Wenn wir geerntet haben.
Gesegnet sei in Blüt' und Frucht
Vor allen Gottesgaben!
Mag nun des Winters Sturm und Wucht
Das letzte Blatt begraben.
Gab uns der Sommer doch genug
Sein Scheiden zu ertragen;
Erinnerung und Geistesflug
Verscheuchen alle Klagen.
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