[72] Die zween Hunde

An meinen August.


Ein Junker hielt sich ein Paar Hunde;
Es war ein Pudel und sein Sohn.
Der junge, Namens Pantalon,
Vertrieb dem Herrchen manche Stunde.
Er konnte tanzen, Wache stehn,
Den Schubkarrn ziehn, ins Wasser gehn,
Und alles dieses aus dem Grunde.
Der schlaue Fritz, des Jägers Kind,
War Lehrer unsers Hunds gewesen,
Und dieser lernte so geschwind,
Als mancher Knabe kaum das Lesen.
Einst fiel dem kleinen Junker ein,
Es müßte noch viel leichter seyn,
Den alten Hund gelehrt zu machen. –
Herr Schnurr war sonst ein gutes Vieh,
Doch seine Herrschaft zog ihn nie,
Zu solchen hochstudierten Sachen;
Er konnte blos das Haus bewachen.
Der Knabe nimmt ihn vor die Hand
Und stellt ihn aufrecht an die Wand,
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Allein der Hund fällt immer wieder
Auf seine Vorderfüße nieder.
Man rufet den Professor Fritz,
Auch der erschöpfet seinen Witz;
Umsonst, es will ihm nicht gelingen
Den alten Schüler zu bezwingen.
Vielleicht, sprach Fritze, hilft der Stock:
Er holt den Stock, man prügelt Schnurren;
Noch bleibt er steifer als ein Bock,
Und endlich fängt er an zu murren.
Was wollt ihr, sprach der arme Tropf,
Ihr werdet meinen grauen Kopf
Doch nimmermehr zum Doctor schlagen;
Geht, werdet durch mein Beyspiel klug,
Ihr Kinder, lernet itzt genug,
Ihr lernt nichts mehr in alten Tagen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Dritter Theil. Zweytes Buch. Die zween Hunde. Die zween Hunde. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-719D-A