28.

Zur Wüste fliehend vor dem Menschenschwarme,
Steht hier Johannes, um zu reinern Sphären
Durch Einsamkeit die Seele zu verklären,
Die hohe, großgestimmte, gotteswarme.
[382]
Voll von Begeisterung, von heil'gem Harme
Erglänzt sein ew'ger, ernster Blick von Zähren,
Nach Jenem, den Maria soll gebären,
Scheint er zu deuten mit erhobnem Arme.
Wer kann sich weg von diesem Bilde kehren,
Und möchte nicht, mit brünstigen Gebärden,
Den Gott im Busen Tizians verehren?
O goldne Zeit, die nicht mehr ist im Werden,
Als noch die Kunst vermocht die Welt zu lehren,
Und nur das Schöne heilig war auf Erden!

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TextGrid Repository (2012). Platen, August von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1834). Sonette. 18-31. Venedig. 28. [Zur Wüste fliehend vor dem Menschenschwarme]. 28. [Zur Wüste fliehend vor dem Menschenschwarme]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7917-1