Legende
1822.
Ein hoher Tempel ward erbaut
Der benedeiten Himmelsbraut,
Die aller Welt zu Heil und Lohn
[123]Geboren den erlauchten Sohn.
Sie mauerten so manches Jahr,
Bis Dach und Decke fertig war;
Ein Maler kam sodann herbei,
Zu bilden eine Schilderei:
Auf mächtigem Gerüst er stand,
Den frommen Pinsel in der Hand,
Lebendig schaffend und genau
Das Angesicht der lieben Frau.
Doch als er fast am Ende war,
Bringt ihm ein falscher Tritt Gefahr,
Und vom Gerüste stürzt er jach,
Das unter ihm zusammenbrach.
Da ruft er an, aus banger Brust,
Das Bild, das er vollendet just:
Dir wandt ich all mein Leben zu,
O Himmlische, nun rette du!
Und sieh! Es faßt es kein Verstand,
Die Heil'ge streckt herab die Hand,
Und hielt so lang ihn wunderbar,
Bis Menschenhülf erschienen war.