[50] Auff Herr Daniel Hein/ vnd Jungfrawn Annen Krausen hochzeitliches ehrenfest:

Vnd jhr/ herr bräutigam/ habt auch nun lust zu kriegen/
Weil jeder kriegen wil/ vnd dencket obzuliegen/
Da mancher held erliegt/ vnd keiner siegen kan/
Vnd wär' er noch so kühn' vnd noch so starcker mann.
Wer hat den jungen held Achilles vberwunden?
Wer hat den krieges-gott den grossen Mars/ gebunden?
Wer gab dem Hercules/ nach dem er vberwand'
Vnd vberwunden war/ den rocken in die hand?
War 's nicht ein solcher feind/ dem Venus hatte geben
Den schlüssel in die hand zu seinem tod' vnd leben/
Ein schönes frawen-bild? war's nicht ein solcher feind/
Wie der/ mit dem jhr auch zu fechten jetzt vermeint?
Ich weiss/ was jhr gedenckt die Pallas werd' euch leyen:
(Weil jhr sie jederzeit bedient mit allen trewen)
Jhr schwert vnd jhren helm/ jhr schild/ vnd was sonst mehr
Ein kriegesmann bedarff von allerhand gewehr'.
Ey/ ey/ wie weit gefehlt/ jhr habt ja wol vernommen/
Daß Pallas seit der zeit nie sey zu felde kommen/
Nach dem die Venus sie bezwungen gantz vnd gar/
Da sie doch wohl gerüft vnd Venus nacket war.
Ewr feind ist wol gerüstt: das bett' ist jhre schantze
Die Liebe das geschütz; jhr augenliecht die lantze:
Die brüste seyn das schild; der mund die oberwehr
Jhr lachen kraut vnd loth/ vnd was des dinges mehr.
Ewr feind ist schon gerüstt/ vnd jhr solt waffen borgen
Das wäre was zu spat. Auch müstet jhr besorgen
Daß solch geborgter zeug möcht' alt' vnd rostig seyn
Vnd legen schimpf vnd spott für ehr' vnd siegen ein.
Ich förcht'/ ich förchte sehr/ jhr werdt die schlacht verlieren/
Es wolt' euch Venus denn nu selber außstafieren
So hat es seinen weg/ so geht das streiten ein/
Daß also zwischen euch mag steter friede seyn
O süsser friede-krieg/ wem solte nicht genügen/
(Weil keiner in dir siegt) in ehren zuerliegen?
Wolan genug geschertzt. Euterpe habe danck
Dictierst du mir noch mehr/ so wird es gar zu lang.
Das schwartze kleid der nacht hat ohne das bezogen/
Aus Venus angetrieb/ den blawen himmel-bogen
[51]
Das süsse liebe-paar siht schon einander an/
Vnd dencken: wäre doch dis wesen schon gethan!
Sie dencken an den krieg/ sie dencken an das streiten/
Sie dencken an die schlacht/ sie dencken an die beuten.
Der krieg ist ohne zorn; der streit nicht ohne blut;
Die schlacht nicht ohne tod; die beute köstlich-gut.
Nu/ jungfrawn kommet an/ vnd dantzet in die wette/
Die braut wil an den tantz; der bräutigam zu bette.
Drumb macht es nicht zu lang/ die braut hat wenig zeit/
Sie soll/ ich schertze nicht/ noch diese nacht annstreit.

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TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Treugedichte. Auff Herr Daniel Hein hochzeitliches ehrenfest. Auff Herr Daniel Hein hochzeitliches ehrenfest. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7A3B-9