Auff hn. Wilhelm von Breen/ vnd jungfrawen Marien Meisen hochzeit

Ist 's nicht ein elend-ding/ wenn man in seiner jugend
Nach kunst vnd weißheit trachtt/ vnd ringt nach ehr' vnd tugend/
Daß eim der rechte grund der weisheit wird verrückt/
Vnd wird durch solche list die warheit vnterdrückt.
Ich hätte wol vermeint/ daß wiedrig' eigenschafften
An einem dinge nit auff einmahl könten hafften/
Noch find' ich mich verführt/ noch find' ich mich bethört/
Weil man in Amors schul' vns viel einanders lehrt.
Denn/ schawet doch nur an den kalten brand der liebe/
Das überheisse kalt/ das wunder-helle trübe/
Das fewer-heisse nass/ das wasser-nasse fewr/
Das tewr-gemeine ding/ das allgemeine tewr;
So könnt jhr nicht vorbey/ jhr müsst mit mir bekennen/
Daß man 's heiss-bitter-süss' vnd wasser müsse nennen;
Ein wasser vnd ein fewr; weil's mit sich selber kämpfft:
Fewr; weil es hitzt vnd brennt: vnd wasser, weil es dämpfft:
Fewr: weil es marck vnd bein in kurtzer zeit verzehret:
Vnd wasser; weil es auch zu zeiten etwas neeret:
Fewr; weil es durst erweckt: vnd wasser; weil es trenckt.
Gluth; weil sich's in die höh; fluth; weil sich's niederlenckt.
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Wo diesem nun also/ so muß man liebe nennen:
Ein wässeriges fewr/ ein wasser-kühles brennen/
Ein stetig-heisses kalt/ ein wiederkühles heiß/
Ein fewer-drocknes naß/ ein kalt-doch brennend-eiß.
Das heisst fürwar ja wol ein seltsam grillisieren/
Ein vngemeinter ernst/ ein ernstgemeint vexieren!
Sol nun gluth wasser seyn; vnd fluth ein dürres heiss/
So weiss ich/ was ich wil/ vnd doch nicht/ was ich weiss.
Ich muss hierinnen nur der Löffeley studenten
Des grossen kleinen-gotts verbuhlete clienten
Einmahl zu rahte ziehn vnd fragen wie ich wol
Durch leichte schweerigkeit mich drein vernemen sol.
Weil denn/ herr bräutigam/ jhr seyd/ in diesem orden/
Mit samt der jungen braut/ der gluth zu theile worden/
So kühlt euch beyde nu/ mit kühler liebes fluth/
Vnd wärmt euch wiederumb bey dieses fewres gluth.
Wärmt euch/ vnd schürt dis fewr/ bis daß es gar erkaltet/
Verjunget ewren brand/ bis daß ewr fewr veraltet/
Bis 's jhm an holtz gebricht/ bis daß es gar verlischt/
Bis daß es wasser wird/ vnd euch auffs new' erfrischt.
Kühlt euch bey dieser fluth/ bis jhr zuletzt erwarmet/
Indem sich heisse fluth der kalten gluth erbarmet/
Bis sich die fluth in gluth/ die gluth in fluth verkehrt/
Bis sich die gluth durch fluth/ die fluth durch gluth verzehrt.
Seyd jhr denn selbst ein fewr/ so brennet/ was euch kühlet/
Bis daß jhr linderung' im wieder kühlen fühlet:
Seyd jhr denn wassers art/ so leschet ewren brand/
So habt jhr wassers krafft nicht übel angewandt:
Seyd jhr denn eine fluth/ vnd auch ein fewr daneben/
Vnd könnet kalt vnd warm von euch auff einmahl geben/
So brennet was euch lescht/ vnd leschet/ was euch brennt/
Was gilt's/ ob jhr ewr fewr hinfort nicht wasser nennt.

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TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Treugedichte. Auff hn. Wilhelm von Breen hochzeit. Auff hn. Wilhelm von Breen hochzeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7A94-E