65. Lobe dich selber nicht:

Ein weiser sieht auf lob/ bey lobwürdigen leuten/
Ein narr auf jederman/ vnd lobt jhn niemand nicht/
So lobet er sich selbst/ vnd hat's wol ausgerichtt/
Er macht mit falschem ruhm jhm frembdes lob zur beuten
Er darf wol/ gleübt man 's nicht/ mit macht da wider streiten/
Er meint ein jederman sey jhm als wie verpflichtt/
Zu sagen/ was er wil/ vnd nicht; was jhm gebricht.
Das eigne lob ist nichts/ man wird es übel deuten.
Lob ist der liebe leib/ lob ist der thorheit laub/
Lob ist des geistes geist/ lob ist tugend raub/
Lieb' ist des lobes leib/ der tugend lob bleibt oben
Vnd was von tugend kömmt. Drumb wer die tugend liebt/
Dem bleibet wol sein lob/ ob er's jhm schon nicht gibt.
Wer löblich leben liebt/ den übt ein lieblich loben.

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TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Sonnette. 65. Lobe dich selber nicht. 65. Lobe dich selber nicht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7B5F-F