74. Hüte dich für vnnötiger trawrigkeit:

O weh dem/ welcher ist mit trawrigkeit geplaget!
Er schläfet ohne schlaf/ er ruhet ohne ruh/
Er wachet mit verdruß/ vnd eilt zum grabe zu/
Er frisst sich selbst/ vnd weiss doch oft nicht/ was jhn naget.
O wol dem der in Gott nach frewd' vnd wonne jaget!
Er lebt in höchster lust/ jhm ist vor nichtes bang'/
Im spinnet Lachesis den Faden noch so lang.
Er ist an Gott vergnügt/ auf den er alles waget.
Drumb fass' ein frölich hertz'/ vnnd sey eins frischen muthes/
Treib' angst vnd trawren auß/ vnd thu dir selber gutes/
Frewd' ist des hertzens hertz' vnd stellet es zur ruh.
Was ist Melancholey? ein brunnenquell des zweifels
An Gottes gütigkeit: ein bett' vnd bad des teufels.
Sie stürtzt viel leut' in's grab vnnd dient doch nirgend zu.

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TextGrid Repository (2012). Plavius, Johannes. Gedichte. Trauer- und Treugedichte. Sonnette. 74. Hüte dich für vnnötiger trawrigkeit. 74. Hüte dich für vnnötiger trawrigkeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7B75-C