Nr. 112. Die Harliburg unweit Vienenburg.

Wenn man von Braunschweig nach Vienenburg (der nächsten Eisenbahnstation vor Harzburg auf der Braunschweig-Harzburger Bahn) fährt, so hat man zur Linken das im [73] Jahre 1291 zerstörte, damals braunschweigische Schloß Harliburg oder Herlingsburg. Es lag auf einem jetzt mit Laubholz bewachsenen Berge unweit Vienenburg (Amt Wöltingerode) an der Oker. Noch kann man deutlich die Spuren seiner Gräben und Wälle verfolgen, von dem Mauerwerk ist aber alles verschwunden, nur ein Stück von einer Säulentrommel soll vor einigen Jahren aufgegraben worden sein. Nach der Volkssage soll sich noch eine eiserne Thür im Boden befinden, welche zu dem »untergegangenen« Schlosse führt und täglich in der Mittagsstunde sich öffnet. Ein Mann, der sie einst entdeckte und durch sie ins Schloß hinein ging, fand dort drei große Kessel aufgestellt; in dem einen war Gold, in dem andern Silber, im dritten Kupfer die Hülle und die Fülle. Ist man einmal dort, so kann man nach Belieben nehmen, so viel man will, und so oft wiederkommen, als einem beliebt. Aber wer mit dem Glockenschlage Eins nicht wieder fort ist, darf nie und nimmer das unterirdische Schloß verlassen. – Von der Harliburg wird auch erzählt, daß sie eine Besitzung Hackelberg's, des wilden Jägers, gewesen sei, der auf dem nahen Klöpperkruge begraben liegt. In der Nähe auf dem Galgenberge lag ein anderes Schloß, das auch versunken ist. Nach diesem ziehen täglich durch einen unterirdischen Gang die Prinzessinnen, welche in der Harliburg hausen. – An dem Wege von Wiedelah nach Lengede liegt unter der Harliburg ein Feld, welches den Namen »Liesenkämpen« führt. Dort hütete einst ein Schweinehirt seine Herde. Alle Mittage entlief ihm mit dem zwölften Glockenschlage ein Kämpe (Eber) und blieb eine Stunde lang fort. Der Hirt ging einst nach und fand vor der Burg eine Prinzessin, welche den Kämpen mit Linsen (Liesen) fütterte. Daher stammt der Name des Feldes.

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TextGrid Repository (2012). Pröhle, Heinrich. Sagen. Harzsagen. Sagen der Harzburger Gegend. 112. Die Harliburg unweit Vienenburg. 112. Die Harliburg unweit Vienenburg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-843B-7