Nr. 97. Smidbusch bei Osterwieck.
So ziemlich auf dem halben Wege von der Stadt Osterwieck nach dem Kirchberge, einem Teile des Fallsteins, läßt man rechts eine Grund liegen, welche jetzt mit Weiden bewachsen ist. Hier soll früher ein Kloster gestanden haben, von dem aber jetzt nur noch Überreste in der Erde aufzufinden sind. Es ward das Wallwier-Kloster genannt. Unfern desselben in nordöstlicher Richtung stand ein Schatz, den sich schon so mancher wünschte, aber die Hebung als ein zu großes Wagestück ansah. Zwölf Mann fassen endlich den Entschluß, sich daran zu machen und lassen, um ihren Zweck nicht zu verfehlen, einen Jesuiten von Hildesheim kommen. Unter anbefohlenem Stillschweigen wird die Arbeit begonnen und die zwölf Männer sind bald so glücklich, den in einer Braupfanne liegenden Schatz auf die Hebebäume zu bringen. Da kam ein Mann vom Holze herunter, den niemand kannte, er hat sie gegrüßt, niemand ihm aber gedankt. Darnach hat der Jesuit sich zu ihm gewendet und mit ihm gesprochen. Der Fremde hat aber gesagt, daß sie den Schatz durchaus nicht heben könnten, weil derselbe einem Vogel mit Namen Pelikan vermacht sei, den eine in Asien lebende Prinzessin besitze, von der sie ihn nicht würden erhalten können. Doch sei die Hebung des Schatzes [60] möglich, wenn er ihm einen der Arbeiter überliefern wolle. Der Jesuit fragte, welchen er denn wohl wolle. Da hat sich der Fremde den mit der roten Mütze auserwählt, dieser aber hat dabei leise etwas vor sich hingesprochen, worauf ihn jener ergriff und ihn dreiviertel Stunden weit mit sich in der Luft forttrug und ihn dann in eine Dornhecke warf, die deshalb noch heute Smidbusch heißt. Der Verunglückte soll der Urgroßvater eines vor einigen Jahren zu Osterwieck verstorbenen Bäckers gewesen sein und der Mann, welcher dies um 1850 erzählte, will in seinen jüngeren Jahren den Ring gesehen haben, der beim Niedersinken der Braupfanne auf den Hebebäumen ist hängen geblieben.