Nr. 141. Die Schnapphähne.

Wenn zwei Harzer gemeinschaftlich aus einem Glase Schnaps trinken, so beobachten sie dabei den Brauch, daß derjenige, welcher eben getrunken hat, indem er das Glas [122] dem andern zuschiebet, neben dem Glase mit dem Finger auf den Tisch klopfet. Der andere antwortet auf die nämliche Weise. Davon erzählt man sich folgendes. Im dreißigjährigen Kriege hat es auf dem Harze viele Bergleute gegeben, die haben auf ihre eigene Faust mit dem Kaiser Krieg geführt und weil die Herzöge von Braunschweig es auch mit den Papisten gehalten, auch gegen die braunschweigischen Behörden. Doch haben sie dem Bürger nichts zu Leide gethan. Aber kaiserliche Soldaten haben sie erschossen auf dem Marsche und auch in ganzen Scharen Gefechte geliefert und kaiserliche Beamte aus den Ortschaften entführet, Kassen weggenommen und Pferde und Munition geraubet. Diese Leute hat man Schnapphähne genannt. Und Tilly hat Preise auf ihren Kopf gesetzt und sie wie Räuber behandelt. Sie haben sich aber drei Tage, oder wenn sie nichts im Schilde geführt haben, bald hier bald da ganz einzeln aufgehalten, und weil ihrer viele gewesen sind, so haben sie ein Zeichen verabredet. Wenn nämlich ein Schnapphahn in einem Wirtshause oder sonst wo gewesen ist, wo er mit andern Branntwein getrunken hat, so hat er bei jedem Schluck mit dem Finger auf den Tisch leise aufgeklopfet. Ist nun noch ein Schnapphahn dagewesen, so hat ders gleich ebenso gemacht. Und daran haben sie sich erkannt. So haben sie sich überall schnell zusammenfinden und ihre Anschläge sich mitteilen und verabreden können, ohne daß andere sie erkannt haben. – Der Brauch vom Aufklopfen vor dem Schnapstrinken herrscht übrigens auch außerhalb des Harzes in Niedersachsen.

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TextGrid Repository (2012). Pröhle, Heinrich. Sagen. Harzsagen. Sagen der Bergstädte Klausthal und Zellerfeld. 141. Die Schnapphähne. 141. Die Schnapphähne. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8795-3