Nr. 130. Die Hexe in Gittelde.

In Gittelde gab's früher viele Hexen und die Häuser, in denen sie wohneten, konnte man daran erkennen, daß öfter ein Feuer über dem Schornstein brannte, dann saß nämlich das Uriänchen oben drauf und brachte ihnen, was sie haben wollten. Dort ist einer alten Bauersfrau ihr Mann gestorben, aber Knechte und Mägde hat sie noch gehabt. Wenn die Sonntags aus der Kirche kamen, hat das warme Essen auf dem Tische gestanden und ist doch auf dem Herde kein Feuer gewesen. Da lauerte einmal einer von den Knechten unter einer großen Tonne in der Küche während der Kirche heimlich auf, was geschah. Wie es so um zehn Uhr hinkam, erschien der Teufel und setzte sich auf ein Querholz im Schornstein, das die Frau für ihn hatte heimlich machen lassen, und hatte auch einen kleinen Gesellen mitgebracht. Als die Frau nun das Essen haben wollte, rief der kleine Geselle immerfort: Meister, er guckt, Meister, er guckt! Sagte die Frau spöttisch: Laß ihn gucken! Denn sie hat gedacht, es wären alle in der Kirche. Da warf ihr der Teufel alles in einen Napf, den sie unterhielt, herunter, sauern Kohl, Schweinefleisch und Kartoffeln. Den Mittag, als das Essen aufgetragen war, hält der Knecht der Frau vor, daß sie es vom Teufel empfangen habe. Da versprach sie, ihm viel Geld zu geben und noch obenein das Hexen zu lehren, wenn er still schwiege. Er sagte ihr zum Schein, daß sie ihn das Hexen lehren solle und da schickte sie ihn hin, einen neuen Topf zu kaufen. Als er mit dem Topfe wiederkam, sagte die Frau, er solle sich darauf setzen und sagen: Ins Teufels Namen.

[96] Der Knecht aber setzte sich darauf und sagte: In Gottes Namen.

Da sprang der Topf voneinander und ein großer Lork saß darunter, und sogleich ging der Knecht hin und zeigte die Frau an. Da wurde ein Scheiterhaufen gebauet, um die alte Hexe zu verbrennen. Als sie nun darauf saß, rief sie ihren Knechten und Mägden, die dabei standen, zu: »Wenn ihr früher am Sonntage Bratbirnen aßet, so waren es Mäuse; aßet ihr Klümpe, so waren es Spinnen; und der Sauerkohl, den es jeden Sonntag Mittag gab, war nichts als Würmer.« Da schlugen die Flammen über ihr zusammen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Pröhle, Heinrich. Sagen. Harzsagen. Sagen von Gittelde und der Staufenburg. 130. Die Hexe in Gittelde. 130. Die Hexe in Gittelde. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-884A-7