Abschied
Einem Auswanderer
Und muß es denn und muß es sein,
und müssen wir uns trennen –
Wohlan, so schenkt noch einmal ein
und laßt noch einmal zu dem Wein
die Herzen lodernd brennen!
Du gehst, o Freund, nicht tränenlos –
O laß sie, laß sie rinnen!
Denn ach, von deiner Mutter Schoß,
du reißt vom Vaterland dich los,
ein neues zu gewinnen!
Von fremder Küste, stolz und frei,
die Wälder hörst du rauschen;
willst gegen seidne Sklaverei,
willst gegen bunte Liverei
die nackte Freiheit tauschen.
Du bist es satt, ein Knecht zu sein
und frei dich nur zu träumen,
du bist es satt, mit Heuchelein,
mit goldner Worte Flitterschein
die Kette zu umsäumen.
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Du bist des eigenen Volkes satt,
der schmachgewohnten Seelen:
des Volkes, das, zum Handeln matt,
Gelehrte und nur Dichter hat,
und dem die Männer fehlen!
Du wirst nicht glücklich werden, nein,
auch nicht im freien Lande.
Doch willst du lieber elend sein,
im fremden Land, stumm und allein,
als Knecht im Vaterlande.
O dürften wir in deinem Lauf,
o dürften wir dich halten!
Und dürften sagen: schau, hinauf!
Da steigt die Sonne schon herauf,
der Tag will sich entfalten!
Umsonst! Noch säumt das holde Licht,
noch sind die Herzen bleiern,
noch rühren sich die Schläfer nicht,
noch ist das Höchste ein Gedicht,
das die Poeten feiern!
Und doch, ihr Brüder, schenket ein!
Doch muß ein Morgen tagen,
da bricht die Freiheit stolz herein,
da wird bei Ja, da wird bei Nein,
da wird das Joch zerschlagen!
Ein Tag, wie die Trompete klingt,
die Männer anzuwerben!
Es kommt ein Tag, der, sturmbeschwingt,
zurück in unsern Arm dich bringt,
zu siegen und zu sterben!
1842