3. Zurückerinnerung und Stärke der Einbildungskraft
Ein edler Geist der seiner Sinnen Hülfe
Nicht immer nöthig hat, und der auch ohne sie
Wohl zu empfinden weiß, kan was er will vollbringen.
Der zaubernden Gewalt der feuerreichen Kraft
Die tausend Bilder selbst, in unsrer Seele wirket,
Muß alles in der Welt so gleich gehorsam seyn.
Sie überholet selbst durch ihre schnellen Flügel
Die räuberische Flucht der schon entwichnen Zeit,
Entreisst ihr wiederum, was sie schon in die Tiefe
Zum Untergang versenkt, wohin sie alles das,
Was diese Welt umschliesst, mit schnellem Sturme reisset,
Und zwingt die Jahre selbst, die ihren Lauf vollbracht,
In ihrer Gegenwart die Bahn zu wiederholen.
Sie ruft die Todten oft aus ihrer Gruft hervor,
Um noch einmal vor ihr den Schauplatz zu betreten.
Sie geht mit ihnen um, kein Schrecken hält sie ab,
In der Gesellschaft sich aufs neue zu ergötzen.
Ein solcher weiser Geist geniesset bald sein Glück,
Ob es ihm gleich nicht mehr in seine Sinne wirket.
Sein Glück und Unglück steht allein in seiner Macht.
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