18. De Wedd

De Bäcker Swenn, de sitt in sine Stuw'
Un hött sin Tweiback un sin Kringel,
Dunn kamen tau em rin twei lange Slüngel.
»Oh, Meister, bring'n S' doch mal eins swinn
För uns en gaudes Frühstück rin!«
»Ja woll!« Hei halt nu Eier, Schinken.
De Gäst, de föddern ok tau drinken,
'ne Buddel Win vom besten sall dat sin.
De Wirt, de bringt s'; de Gäst, de sünd taufreden
Un fangen an von dit un dat tau reden.
»Na, hür mal, Brauder Möller, kumm!
Schenk di mal in, wi will'n mal drinken«,
Seggt irst de ein un ward den annern plinken,
»Nu segg mal blot, wat was de Kirl doch dumm!«
»Du meinst den Ollen an den Mark,
Den ollen Bäckermeister Hauck?
Ja, den sin Dummheit, de is stark.
De Oll, de höllt sick schrecklich klauk,
Un hett sick doch so dull blamiert.«
De olle Hauck? – Oll Bäcker Swenn, de hürt
Ganz nipping tau. »Oh, wenn ick fragen kann,
Wobi let de oll Voß sick faten,
Hei is doch süs so'n nägenklauken Mann?«
[56]
»Sei weiten doch: hei kann dat Wedden jo nich laten,
Un dorbi kregen wi em 'ran.
Wi wedd't mit em, un hei verlur,
Dat hei vör sine Stubenuhr
'ne Virtelstund nich sitten künn
Un nich so langsam un so swinn,
So as de Parpendikel slög,
De Würd' ahn Stamern 'rute kreg:
'Hir geiht'e hen, dor geiht'e hen,
Hir geiht'e hen, dor geiht'e hen.'«
»Ih, dat's doch nich so swer«, seggt Swenn,
De gor tau girn ok wedden müggt,
»De olle Schapskopp! Na, mi dücht,
De Sak, de is doch gor tau licht.«
»Je«, seggt de ein, »dat is doch so'n Geschicht!
Sei dörben nich upstahn, nicks anners reden,
Sei möten ümmertau den Vers herbeden.«
»Ick dauh't, un ick gewinn«, seggt Swenn,
»Hir geiht'e hen, dor geiht'e hen.
Hir, föfteihn Daler sett ick hen!«
De beiden Kirls kregen
Nu ehren Büdel rut un set'ten föfteihn gegen,
Un vör de Klock set't sick oll Swenn.
»Hir geiht'e hen, dor geiht'e hen.«
»Adjüs! Herr Swenn«, seggt nu de ein
Un makt sick an de Dalers 'ranne
Un sick dunn fix up sine Bein.
»Adjüs! Herr Swenn«, seggt ok de anner,
»Sei dörben nich upstahn, nicks anners reden,
Sei möten ümmertau den Vers herbeden,
Ick wünsch Sei ok recht vel Plesier.«
»Je, dat ick doch en Schapskopp wir
Un dordörch mine Wedd verlür!
Ne! Lopt ji man«, denkt Bäcker Swenn,
[57]
»Hir geiht'e hen, dor geiht'e hen.
Üm mine Wedd ward mi nich bang'n;
So licht lat ick mi noch nich fang'n.«
Hei drömt sick nu all as Gewinner,
Dunn kümmt tau em sin Fru herinner,
De ut de Stuw' wat 'rute halt.
»Na, Vader, heww'n de Kirls betahlt?«
»Hir geiht'e hen, dor geiht'e hen.«
»Wat is 'e los? Wat fehlt di, Mann?
Wat red'st du dor? Wat is di denn?
Wat kickst du denn de Klock so an?«
»Hir geiht'e hen, dor geiht'e hen.«
»Mein Gott! Wat fehlt di? Segg doch, Swenn!
Du büst doch woll nich dun hüt morg'n?
Du büst doch woll verrückt nich word'n?«
»Hir geiht'e hen, dor geiht'e hen.«
»Herr Jesus, komm doch rinne, Fik!
Lat allens liggen, lop un rönn
Doch mal nah Dokter Hansen glik.
Hei süll doch kamen in den Ogenblick,
Uns' Vader hadd nich sinen Schick.«
»Hir geiht'e hen, dor geiht'e hen.«
»Hür, Vadding! Swenning! Leiwe Swenn!
Herr Gott doch! Vadding! Hürst du nich? –
De Ogen gahn em fürchterlich.
Segg, Vadding! Segg! Kennst du mi denn?«
»Hir geiht'e hen, dor geiht'e hen.
So, Mutter! So! Nu heww ick wunn'n!
Nu is't 'ne richt'ge Virtelstun'n.
So, Mutter! So! Nu heww ick wunn'n!
»Ih, Vadding, kumm! Leg di tau Bedd;
Ick bidd di d'rüm in Gottes Namen.
Ick denk, de Dokter sall glik kamen.«
»Gott's Dunner, Mutter! Ne! Ick heww gewunn'n. –
Dor sall doch glik dat Wetter rinne slagen!
De Kirls, de heww'n mi doch bedragen,
[58]
De niederträchtigen, entfamten Hun'n! –
Wat? Meinst du, dat verrückt ick bün?«
Un as hei noch so schellt, dunn kümmt de Dokter 'rin.
»Ja, ja! Er ist in schrecklicher Erregung,
Der Puls in heftiger Bewegung,
Das glüh'nde Auge rollt und irrt
Umher. Das Faseln von der Wette! –
Der arme Mann ist leider ganz verwirrt
Und ganz gestört, er muß zu Bette.«
»Gott's Dunner! Hür'n Sei mi doch an!«
»Min leiw Herr Swenn, man keinen Larm!
Wi weiten't all! Nu kamen S' man.«
Un dormit krigt de Dokter em bi'n Arm,
Un sine Fru, de nimmt den annern,
Un Fiken, de schüfft achter nah.
So möt hei nah de Kamer wannern.
Hei flucht un swört, hei deiht un seggt,
Dat helpt em nicks, hei ward mit Bidden, bald,
Wenn de nich helpen, mit Gewalt
In't warme Bedd herinne leggt.
Nu geiht dat los mit Aderlaten!
Up sinen Kopp ward Water gaten;
Un wenn hei blot mal wedder röppt:
»Ick heww jo wedd't, un ick heww wunn'n!«,
Denn ward hei glik von Flässen schröppt,
Em acht're de Uhren Ilen set't,
Un Luft ward em denn schafft von unnen.
So liggt hei nu den einen Dag, den tweiten
Bi Hawergrütt un Watersupp,
Un keiner will von em wat weiten.
Un deiht hei blot den Mund mal up,
Denn heit dat glik: »Wat willst du, Swenning,
Ligg ruhig, stilling, leiwes Männing!«
Un fängt hei an mal tau vertellen
[59]
Von sine Wedd un an tau schellen,
Denn heit dat glik: »Oh, Fiken, lop und rönn
Doch glik mal nah den Dokter hen.
Hei müßt em wedder Ilen setten,
Un süll de Spritz ok nich vergeten.«
»Na«, denkt hei endlich, »giww di man!
Verrückt? Ne, dat's nich wohr, dat bün 'ck nich west,
Doch dumm, as einer wesen kann!
Ick glöw binah, dat is dat best:
Ick segg hir weder in dat Bedd
Noch äwerall wat von min Wedd.
Ick glöw', ick swig man ganz un gor.
Dat Geld is weg, de Schimp is dor.
Sei heww'n mi doch tau arg traktiert,
Von't Wedden bün ick nu kuriert!«

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Reuter, Fritz. Gedichte. Läuschen un Rimels. Erste Folge. 18. De Wedd. 18. De Wedd. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8E18-9