10. Perdüh

Ick wahnte früher dicht bi Kalen
Un makt enmal en gaud Geschäft,
Ick hadd up't güstrow'sch Mark 'ne Partie Fahlen
För einen schönen Pris verköfft.
Dat Geld läd ick in minen Kuffert 'rin,
De hinnen up den Wagen stünn,
Un führte nu mit einen gauden Fründ,
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De man jo ümmer up en Johrmark find't,
Ganz wollgemaud taurügg nah Hus;
Un vör uns satt min Kutscher Jehann Dus.
Wi redten nu von dit un dat
Un ok von einen Kopmann in de Stadt,
Von den'n de Wohrheit sick nich let verhehlen,
Dat hei nu ok Pankrott wull spelen.
Wi deden beid den Kopmann kenn'n.
»Je«, seggt min Fründ, »de is nu ok tau En'n.«
»Ja«, segg ick, »de is rein perdüh.«
Wi redten nu von't Gäuderpachten,
Wi wüßten nich, woher wi't nehmen,
Un wenn wi dat so recht bedachten,
So müßt de Kammer sick doch schämen.
Bet wi des Abends gegen achten
Gesund un woll tau Hus ankemen.
Min Fründ, de was ganz trurig word'n.
Wo süll dat warden hüt un morg'n!
Doch ick was lustig un fidel,
Wil mi in minen Sinn infel,
Dat ick noch hadd wat acht're Hand:
Fiwhunnert Daler preuß'schen K'rant,
De ick hadd kregen för de Fahlen.
Ick let 'ne Buddel Win 'rup halen.
»Ih, Brauder«, segg ick, »nich verzagt!
Hir drink mal ens! De Win is echt,
Man ümmer wedder frisch gewagt!
Dat treckt sick allens wedder t'recht.«
Un as ick so sin Sorg' verdeil
Un sei mit Win em 'runner späul,
Dunn kümmt min Kutscher 'rin un fröggt:
»Oh, nich vör äwel! Herr, oh, segg'n Sei mi:
Wat heit denn eigentlich 'perdüh'?«
»Perdüh? Perdüh? Wat süll dat heiten?
Perdüh? Wat willst du dorvon weiten?«
De Kirl, de steiht un steiht un lurt.
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»Ih, segg'n S' doch, Herr, wat heit dat Wurd?«
»Perdüh, dat heit so vel as: is verluren.«
»Na«, seggt Jehann un kratzt sick achtr'e Uhren,
»Dat heww'ck mi dacht! Herr, süh mal, süh!
Denn is uns' Kuffert ok perdüh.«

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TextGrid Repository (2012). Reuter, Fritz. Gedichte. Läuschen un Rimels. Erste Folge. 10. Perdüh. 10. Perdüh. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8E1A-5