2. En gaud Geschäft

Tau Grimmen was mal en Burmeister,
De was sihr streng un sihr gerecht;
Un't was tau Grimmen ok en Preister,
De hett sick sihr dorwedder leggt,
Wenn up den Sünndag wat geschach,
Un wenn hei wen in Arbeit sach,
Wull hei't abslutemang nich liden.
Na, dit was in de swed'schen Tiden,
Nu mag't woll anners worden sin.
Na, einmal was't en slimmen Aust,
De Grimm'nschen seten deip herin,
Von'n Hewen ded't mit Mollen geiten,
Un all de Hawer, Gasten, Weiten
Stünn up dat Feld un stünn un stünn;
Kein Deuwel kreg en Fäuder rin.
Ok den'n Burmeister güng dat leg,
Denn hei ok drew de Ackeri
Un hadd 'ne grote Rummeli
Von Kurn up't Feld, un't würd nich drög,
Dat Kurn fung an all uttauwassen.
Dunn müßt't sick einmal just so passen,
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Dat't Sünndags intauführen was.
»Na«, seggt de Herr Burmeister denn,
»Jehann, spann an un führ man hen!
Wenn ich mein Korn heut holen laß,
So wird's der Pastor woll nich wehren;
Und sollt er's tun,
Je denn – je nun –
Ich würd' mich heute nicht dran kehren.« –
Na, as Jehann de Strat hendal
Nu rute führt, dunn geiht't denn los:
»Korl Smidt, Franz Schult, Jehann Westphal!
So spaudt jug doch, kik't dor man bloß!
Uns' Herr Burmeister führt hüt in;
Un wat de Herr Burmeister kann,
Dat kän wi ok. – Spann an, Jehann!
Un spaud di doch un mak ok swinn!
Du nimmst den Tingel up de Spitz,
Un oll brun Tanten nimmt sick Fritz,
Wi führen hüt mit duwwelt Gang.
Un du, Korlin, un Fiken Schaden,
Ji makt jug prat, ji sält hüt laden;
Bistaken deiht Korl Rederank,
Un Snursch un Lüchtsch un Rike Decken,
De sälen rinner in dat Fack,
Un leggen sall oll Vadder Tack,
Un Jochen sall den Köter trecken.
Hir is de Fork, hir is de Binner!
Taum Dunner, rögt jug doch geswinner!
De Düwel hett so 'n Nälen seihn!
Na, täuwt! Ick ward schön los jug böhren!
Makt doch de Beinen bet vonein!
Gotts Dunner! – Na, ick will nich swören,
De Tiden sünd dor jitzt nich nah.
Dit Nälen is denn doch tau arg!
Un hürt ji, ümmer von de Barg!
De Grün'n de drögen nahsten nah.«
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Un rumpel di pumpel di pumpel di paff,
So rastert dat Fuhrwark de Strat nu heraf,
Un Vadder, de löppt,
Un Vadder, de röppt
De Strat nu hendal
Nah Knecht un nah Mäten:
»So hollt doch en beten!
So hollt doch enmal;
Ji hewwt jo de Hauptsak, den Wes'bom vergeten.«
So geiht dat fast in jeden Hus';
Ganz Grimmen is in Il un Hast:
Un spaud di, dat du farig wardst!
Dat geiht mi hüt doch vel tau dus'!
Fiw Föder möten hüt noch 'rin.
Un fixing, Korl! Un Dürting, swinn,
Un spaudt jug doch, Korlin, Kristin!
Un unsern Herrn Burmeister sin,
De hett nu all en Fäuder 'rin.«
So geiht dat ümmer in de Straten,
Un ümmer heit dat: »De Burmeister,
De hett tauirst inführen laten.«
Un all'ns is froh, un blot den Preister
Hett doch de Sak ganz hellsch verdraten.
De murrt un brummt in 'n Hus' herüm:
»Wenn selbst das Oberhaupt der Stadt
Nicht Scheu vor den Gesetzen hat,
Dann ist das schlimm, sehr schlimm, sehr schlimm!
Sein Tun ist wahrhaft ja barbarisch.
Doch wart, Patron, du sollst dafür
Gestraft auch sein, ich schwör es dir,
Ganz exemplarisch, plarisch, plarisch!«
Den annern Dag is denn Termin,
Un unse Herr Burmeister seggt:
»Herr Ratsherr, 't kann nich anners sin,
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Uns' Herr Pastur is in sin Recht.«
Un röppt den Kniper rin un fröggt,
Wer gistern Nahmiddag hett führt.
»Je«, seggt de, »Herr, hir baben wir't
Korl Schult un Möller, Schauster Smidt
Un Ackersmann Michel un Witt,
Un un'n, dor führten s' alltausamen.«
»Denn lat Hei s' all mal ruppe kamen.«
Sei kamen denn, un de Burmeister,
De seggt tau ehr: woans de Preister
Dat bi em hadd tau Anzeig' bröcht,
Dat s' all den Sünndag gistern braken;
Un de Herr Paster, de hadd recht.
»Wo Dunner! Wat sünd dit för Saken?«
Röppt Ackerbörger Jochen Smook,
»Sei, Herr Burmeister führten ok!«
»Und als der erste!« röppt de Preister.
»Das weiß ich wohl!« seggt de Burmeister,
»Ich fuhr zuerst, und d'rum bezahle
Ich heute auch zuerst mein Geld.
Seiht hir, hir liggen min fiw Daler.
So, Kinnings, nu man 'ran un tellt
Ein jeder hir man richtig gegen,
Denn hett de Sak ehr Endschaft kregen.«
Wat helpt dat all, sei möten 'ran
Un tell'n ehr Geld hen, Mann vör Mann.
»Wo«, fröggt de preister, »bleibt das Geld?«
»Das Geld«, seggt de Burmeister, »fällt
In unsre städt'sche Sportelkasse.«
»Und wo bleibt's dann?« fröggt em de Preister.
»Je, Herr Pastur«, seggt de Burmeister,
Un hellsch fidel un häglich was'e,
»Denn flüt't in mine Tasch herin,
Wil ick up Sporteln wesen bün.«

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TextGrid Repository (2012). Reuter, Fritz. Gedichte. Läuschen un Rimels. Neue Folge. 2. En gaud Geschäft. 2. En gaud Geschäft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8E7C-B