[582] Magnificat

Sie kam den Hang herauf, schon schwer, fast ohne
an Trost zu glauben, Hoffnung oder Rat;
doch da die hohe tragende Matrone
ihr ernst und stolz entgegentrat
und alles wußte ohne ihr Vertrauen,
da war sie plötzlich an ihr ausgeruht;
vorsichtig hielten sich die vollen Frauen,
bis daß die junge sprach: Mir ist zumut,
als wär ich, Liebe, von nun an für immer.
Gott schüttet in der Reichen Eitelkeit
fast ohne hinzusehen ihren Schimmer;
doch sorgsam sucht er sich ein Frauenzimmer
und füllt sie an mit seiner fernsten Zeit.
Daß er mich fand. Bedenk nur; und Befehle
um meinetwillen gab von Stern zu Stern –.
Verherrliche und hebe, meine Seele,
so hoch du kannst: den HERRN.

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TextGrid Repository (2012). Rilke, Rainer Maria. Gedichte. Der neuen Gedichte anderer Teil. Magnificat. Magnificat. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-8FC6-A