23.

An den Leser.


Rufe mich zu jener deiner Stunden,
die dir unaufhörlich widersteht:
flehend nah wie das Gesicht von Hunden,
aber immer wieder weggedreht,
wenn du meinst, sie endlich zu erfassen.
So Entzognes ist am meisten dein.
Wir sind frei. Wir wurden dort entlassen,
wo wir meinten, erst begrüßt zu sein.
Bang verlangen wir nach einem Halte,
wir zu Jungen manchmal für das Alte
und zu alt für das, was niemals war.
[766]
Wir, gerecht nur, wo wir dennoch preisen,
weil wir, ach, der Ast sind und das Eisen
und das Süße reifender Gefahr.

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TextGrid Repository (2012). Rilke, Rainer Maria. Gedichte. Die Sonette an Orpheus. Zweiter Teil. 23. [Rufe mich zu jener deiner Stunden]. 23. [Rufe mich zu jener deiner Stunden]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-901E-0