Die Versuchung

Nein, es half nicht, daß er sich die scharfen
Stacheln einhieb in das geile Fleisch;
alle seine trächtigen Sinne warfen
unter kreißendem Gekreisch
Frühgeburten: schiefe, hingeschielte
kriechende und fliegende Gesichte,
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Nichte, deren nur auf ihn erpichte
Bosheit sich verband und mit ihm spielte.
Und schon hatten seine Sinne Enkel;
denn das Pack war fruchtbar in der Nacht
und in immer bunterem Gesprenkel
hingehudelt und verhundertfacht.
Aus dem Ganzen ward ein Trank gemacht:
seine Hände griffen lauter Henkel,
und der Schatten schob sich auf wie Schenkel
warm und zu Umarmungen erwacht –.
Und da schrie er nach dem Engel, schrie:
Und der Engel kam in seinem Schein
und war da: und jagte sie
wieder in den Heiligen hinein,
daß er mit Geteufel und Getier
in sich weiterringe wie seit Jahren
und sich Gott, den lange noch nicht klaren,
innen aus dem Jäsen destillier.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Rilke, Rainer Maria. Gedichte. Der neuen Gedichte anderer Teil. Die Versuchung. Die Versuchung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-915C-9