Was die Irre sprach

Wir armen Schizophrenen!
Wir sind nur ein Begriff.
Wir lassen uns endlos dehnen.
Aber es war ein englisches Schiff.
Ich weiß, Sie möchten was fragen;
Seien sie ruhig ganz streng zu mir.
Sie sind nur glücklich, und ein Tier –
Muß man treten und schlagen.
Die Blicke sind selbstverständlich
Bei Kapitänen Befehle.
Ich habe auch Eure Seele,
Aber – die Schwester lügt. Sie lügt schändlich.
Vielleicht ist Hingeben Schande.
Kein Tier weiß, was es redlich tut.
So wahr er tausend Meter vom Lande –
Amen – im Wasser ruht.
Nein danke! Ich bin nicht müde.
Oder spreche ich Ihnen zu viel? –
[347]
Die Quintessenz der Güte
Liegt schließlich nicht im Peitschenstiel.
Er hebt oder senkt die Blüte. –
Nun aber genug im grausamen Spiel.
Sie haben doch recht! Ich bin müde.
Living or dead – Mir riecht sich das gleich.
Aber wären Sie englisch ersoffen,
Sie kämen vielleicht auch ins Himmelreich. –
Amen. – Wir wollen es hoffen. –
Jetzt ist er zum ersten Male weich.
Sehen sie nur: Wie der Oberarzt schaut!
Er soll viel strenger zu mir sein.
Ich bin doch allein. Weil ich ein Schwein
Bin. Ich bin eine Seemannsbraut
Tausend Meter vom Lande. –
Die Schwester hält das für Schande.
Ihr schmutziges Volk! Euer Captain ist fort. –
Nie wieder die Stiefel lecken muß.
Ja, führt mich hinaus! Wir treffen uns dort. –
Wo Anfang ist, da ist auch ein Schluß.
Weil Ihr uns um unser freieres Sehnen
Beneidet. – Hier fragt sich: Wer führt das Wort?
Ihr armen Schizophrenen.

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TextGrid Repository (2012). Ringelnatz, Joachim. Gedichte. Allerdings. Was die Irre Sprach. Was die Irre Sprach. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-956D-1