[299] Antwort an einen Gelangweilten

Du mußt in Langerweile
Es einmal ausprobiern,
Mit einer Nagelfeile
Dich zu rasiern.
Du sollst an dem Schicksal nicht mäkeln,
Sollst nichts Lebendiges quäln.
Aber Hosenspitzen magst du häkeln
Und halblaut bis zweitausend zählen.
Und wenn nach tausendfünfhundert,
Sofern du alles recht präpariert
Hast, plötzlich dein Ofen laut explodiert,
Dann zeige dich maßlos verwundert.
Und eilt dann irgend jemand herbei
Aus Neugier und um was zu retten,
Dann frage: Was soll denn das dumme Geschrei?
Und schlage ihm ruhig das Hirndach entzwei
Und stopfe ihn still in die Betten.
Entfliehn und leugnen und irretun
Vermeide, denn das erschöpft sich.
Vertiefe dich in den Begriff Immun,
Doch sei überzeugt, man köpft dich.
In England leidet man am Strick.
In Deutschland unterm Beile
Ganz sicher keinen Augenblick
An Langerweile.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Ringelnatz, Joachim. Gedichte. Allerdings. Antwort an einen Gelangweilten. Antwort an einen Gelangweilten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-97AE-E