Uber das Evangelium am heiligen Pfingsttage, Joh. 14.

Melodie: Durch Adams Fall ist gantz verderbt, u.s.w.

1.
Heut' ist das rechte Jubelfest
Der Kirchen angegangen,
Daran Ein Glantz Sich sehen läst
Des Geistes, den empfangen
Der Jünger Schaar,
Welch' offenbahr
Von disem Himmels Regen
Benetzet ist:
Diß, O Mein Christ,
Kan Hertz und Muht bewegen.
2.
Auf, meine Seel', auf und vernim,
Wie doch in allen Gassen
Gehöret wird die Freüdenstimm':
Euch ist die Sünd' erlassen,
Nun seid Ihr frei,
Es sind entzwei
Der Höllen starke Ketten;
Ein Sünder kan
Für Jederman
Itz auf den Schauplatz treten.
[292] 3.
Nun wird das Evangelium
Auf Einem Wunderwagen
Deß wehrten Geistes weit herum
Geführet und getragen.
O Welch Ein Schatz,
Der Seinen Platz
Bei frommen Seelen suchet!
Wer den nicht nimt
Und Ihm zustimt,
Bleibt ewiglich verfluchet.
4.
Hier schauet man des Glaubens Gold,
Hie wird man frei von Sünden,
Hie läst ein reicher Gnadenhold
Sich überflüssig finden;
Hier ist das Brod,
Das in der Noht
Kan unsre Seelen laben,
Hie finden Sich
Für dich und mich
Viel tausend schöne Gaben.
5.
Heüt' hat der grosse Himmels-Herr
Heerholden ausgesendet:
Schaut Seine tapfre Prediger,
Die haben Sich gewendet
An manchen Ohrt.
Da klingt Ihr Wohrt:
Tuht Buhss', Ihr Leüt' auf Erden;
Diß ist die Zeit,
Welch' Euch befreit
Und lässet selig werden.
6.
Es läst die Wunderschöne Braut
Sich hören auf den Wegen,
Sie tritt hervor und schreiet laut:
Da komt nun Eüer Segen,
Macht auf die Tühr',
Itz geht herfür
Der Geist mit Pracht und Ehren,
Der wil in Euch
Sein herrlichs Reich
Erbauen und vermehren.
7.
Seht, hier ist lauter Trost und Licht,
Seht, hier sind Gnadenzeichen:
Hie darf kein Christ Sich fürchten nicht,
Hie muß der Satan weichen.
Des Höchsten Mund
Macht Einen Bund
Mit Jüden und mit Heiden.
Trotz Jederman!
Nun nichts uns kan
Von Gottes Libe scheiden.
8.
O grosser Tag, O güldner Tag,
Desgleichen nie gesehen!
O Tag, davon man sagen mag,
Das Wunder sind geschehen
Im Himmelreich
Als auch zugleich
Hierunten auf der Erden.
Gott fähret auf,
Des Geistes Lauf
Muß uns hie nieden werden.
9.
Der Jünger Zungen gleichen Sich
Den Schallenden Posaunen,
Ihr Haubthahr brennet wunderlich,
Das Volk wil schier erstaunen.
Es bricht heraus
In Ihrem Hauß'
Ein Wohrt von grossen Thaten.
O Welch Ein Glantz,
Der Himlisch gantz
Ist auf diß Volk gerahten!
10.
Es lassen Sich Luft, Feür und Wind
Vol wunders sehn und hören,
Welch', ob sie wol nicht einig sind,
Hie Niemand doch verseeren.
Des Windes Kraft
Hat nur geschaft,
Daß Sich die Schwache stärken:
Wer Ihn nur hat,
Kan Trost und Raht
In allem Trübsahl merken.
11.
O süsser Tag! Nun wird der Geist
Vom Himmel ausgegossen,
Der Geist, der uns der Welt entreist
Und uns als Reichsgenossen,
Der Sterbligkeit
So gahr befreit,
Zu Jesu lässet kommen.
Ach würd' Ich bald
Auch dergestalt
An disen Ohrt genommen!
[293] 12.
O guhter Geist, regire doch
Mein Hertz, daß Ich dich libe,
Daß Meine Seel' im Sünden Joch'
Hinfohrt Sich nimmer übe.
Herr, laß Mich bald
Des Feürs Gewalt,
Das himlisch heist, empfinden
Und alle Noht,
Ja Selbst den Tod
Durch solches überwinden.

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TextGrid Repository (2012). Rist, Johann. Gedichte. Geistliche Lieder. Uber das Evangelium am heiligen Pfingsttage, Joh. 14.. Uber das Evangelium am heiligen Pfingsttage, Joh. 14.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9A38-2