Uber das hochheilige Evangelium am Festtage der Himmelfahrt Christi, Mark. 16.

Melodie: Nun lobe, Meine Seele, den Herren, u.s.w.

1.
Frolokket jtz mit Händen
Und jauchtzet Gott mit süssem Schall':
Ihr Völker aller Enden,
Lobsinget Ihm mit lautem Hall'.
Es fähret auf mit prangen
Der Held von Israel,
Nachdem' Er hat gefangen
Tod, Teüfel, Sünd' und Hell'.
Itz ist Er aufgestiegen
Gen Himmel, Klahrheit voll.
Komt, lasset uns Sein Siegen
Betrachten recht und wol.
2.
Was hat doch erst gelitten
Des allerhöchsten libes Kind!
Wie hat der Held gestritten,
Als Ihn die Feinde so geschwind
Und grausahm überfielen!
Sein Leichnam schwitzte Bluht,
Das Völklein muste kühlen
An Ihm den heissen Muht.
Nun hat Sichs gantz verkehret:
Der vor Ein Leider war,
Wird nunmehr hoch verehret
Auch von der Engel Schaar.
3.
Der Herr hat ausgezogen
Die Fürstenthümer und die Macht
Der Starken so gebogen,
Daß Er den Sieg davon gebracht.
Ja nun ist Christus worden
Das Reich, die Kraft, das Heil,
Und diß komt unserm Orden
Absonderlich zu Theil;
Den Satan ist bezwungen
Durch den so herben Krieg,
Der Tod auch Selbst verschlungen –
Gelobt sei Gott! – im Sieg'.
4.
Itz kan und wil Ich pochen
Tod, Teüfel, Hölle, Sünd' und Welt;
Dein Stachel ist zerbrochen,
O Würger, und du Selbst gefällt:
Die Höll' ist schon zerstöret,
Die Sünd' ist abgethan.
Ey kommet doch und höret,
Was auf dem Siegesplaan
Für Wunder Sich begeben,
Wie wir den Engeln gleich
Dort ewig sollen leben
In Gottes Freüdenreich'.
[291] 5.
Es ist uns aufgeschlossen
Die längstversperrte Gnadenthür',
Und Christus Reichsgenossen
Regiren mit Ihm für und für.
Gott ist nicht mehr bedekket
Mit Wolken wie zuvor,
Daß manchen hat erschrekket; –
Den hub man schon empohr
Das Haubt, Hertz, Mund und Hände,
Ward man doch nicht erhört; –
Nein, dises hat Ein Ende:
Das Werk steht gantz verkehrt.
6.
Hat Mich nun gleich getroffen
In diser Welt Kreütz, Angst und Pein:
Der Himmel steht Mir offen,
Da kan Ich sonder Trübsahl sein.
Drum alle Schmach' auf Erden,
Die Mir sonst frist Mein Hertz,
Muß Mir erträglich werden;
Den was vermag Ein Schmertz,
Im fall' Ich kan bedenken
Die Ruh' und Sicherheit,
Die Mir Mein Gott wird schenken
In Jenner Ewigkeit?
7.
Ey sol und muß Ich sterben?
Mir ist der Himmel aufgethan;
Der Leib zwahr muß verderben,
Der Geist geht weit Ein' andre Bahn.
Gahr schnell wird Er geführet
In Gottes mächtig Hand,
Wo keine Quahl Ihn rühret:
Da steht Sein Vatterland.
Bald wird das Stündlein kommen,
Daß von des Grabes Thür
Sein Leichnam angenommen
Auch herrlich geht herfür.
8.
Immittelst sitzet droben
Der Herr zu Gottes Rechten Hand,
Woselbst Ihn herrlich loben
Der Engel Kohr: In solchem Stand'
Ist unser Fleisch zu finden.
O welch' Ein Ruhm und Ehr'!
Es müsse nun verschwinden,
Was uns betrübt so sehr,
Den unser Theil regiret
In grosser Herrligkeit,
Wohin Er uns auch führet,
Wen wir der Sünd' entfreit.
9.
Lob sei dir, Herr, gesungen,
Daß du dich aus Selbst eigner Macht
Gen Himmel hast geschwungen
Und den Triumph davon gebracht,
Daß du hast aufgeschlossen
Des Himmels güldne Tühr
Und uns zu Reichsgenossen
Verordnet für und für.
Ach laß es doch gelingen
Der frommen Schaar zugleich,
Ein Lob-Lied dir zu singen
In deines Vatters Reich!

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TextGrid Repository (2012). Rist, Johann. Gedichte. Geistliche Lieder. Uber das hochheilige Evangelium [1]. Uber das hochheilige Evangelium [1]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9ACE-3