Tauflied

O welch ein unvergleichlichs Gut
Gibst du, Herr, deinen Kindern:
Das Wasser und zugleich dein Blut
Verehrest du den Sündern!
Drei Dinge sind, welch' allermeist
Auf Erden Zeugnis geben:
Das Blut, das Wasser und der Geist.
Die können uns erheben
Zu deinem Freudenleben.
Dieß Sacrament ist selbst durch dich
Geheiligt und beschlossen,
Daß wie du, Herr, bist sichtbarlich
Mit Wasser ganz begossen
[256]
Im Jordan durch Johannes Hand:
So sol auch uns rein machen
Dein heiligs Blut, das theure Pfand,
Das lauter Himmelssachen
Kan würken in uns Schwachen.
Du hast uns durch dieß Sacrament
Der Kirchen inverleibet,
Also, daß man uns Christen nennt
Und in dein Buch itz schreibet;
Dieß Wasserbad hat uns im Wort
Auch rein gemacht von Sünden.
Dein guter Geist der wol' hinfort
Die Herzen recht entzünden
Und Lieb' in ihnen gründen!
Wir sind, Herr, in dein Gnadenreich
Durch diesen Bund gesetzet,
Der uns an Leib und Seel' zugleich
Recht inniglich ergetzet;
Du hast uns durch dieß reine Bad
So trefflich schön bekleidet,
Daß auch hinfort von deiner Gnad'
Uns selbst der Tod nicht scheidet
Noch alles, was uns neidet.
Aus Höllenkindern sind wir schon
Der Gnaden Kinder worden;
Dieß ist der Christen schönste Kron'
Und Schmuck in ihrem Orden.
Ja, Christus selber und sein Blut,
Sein Tod und Sieg daneben,
Ist nunmehr unser eignes Gut,
Das er uns hat gegeben,
Mit ihm dadurch zu leben.
Er hat uns auch das Kindesrecht
Der Seligkeit geschenket;
Durch solches ist die Sünde schlecht
Ins tiefe Meer versenket.
Was können Teufel, Hölle, Tod,
Welch' uns stets widerstunden,
Weil Jesus Christus alle Not
[257]
Samt ihnen überwunden?
Nun ist das Heil gefunden!
Herr, laß uns doch, den Reben gleich,
Auch gute Früchte bringen
Und aus der Welt nach deinem Reich'
Im Glauben eifrig ringen;
Laß uns durch wahre Reu' und Buß'
Auch täglich mit dir sterben,
Demnach der alte Adam muß
Bis auf den Grund verderben,
Sol man dein Reich erwerben.
Hilf, daß wir diesen Gnadenbund
Der Taufe nie vergessen,
Und sich kein freches Herz noch Mund
Zu schmähen ihn vermessen;
Die Taufe muß in Angst und Pein,
Ja, wenn wir gehn von hinnen,
Herr, unser Trost und Freude sein;
Das heißt der Welt entrinnen,
Den Himmel zu gewinnen.

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TextGrid Repository (2012). Rist, Johann. Gedichte. Geistliche Lieder. Tauflied. Tauflied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9BA2-C